Am 22.09.2023 startete ein zweiter Anlauf mit einer neuen Volksinitiative für einen Grundeinkommens-Modellversuch. Bis Dezember 2023 wurde eine ausreichende Anzahl von Unterschriften (über 15.000) gesammelt, die im Januar eingereicht wurden. Anschließend – nach amtlicher Feststellung von mind. 10.000 gültigen Unterschriften – hat die Volksinitiative das Recht wahrgenommen, durch die Bürgerschaft (Sozialauschuss) angehört zu werden. Da bis Anfang Mai der Gesetzentwurf nicht von der Bürgerschaft übernommen wurde bzw. auch eine mögliche Einigung nicht in Aussicht steht, hat die Initiative ein Volksbegehren beantragt, die zweite Stufe der Volksgesetzgebung. Das Volksbegehren könnte dann im August/September 2023 stattfinden.
Zur Kampagnen-Webseite:
https://hamburg-testet-grundeinkommen.de/
Ausgewählte Dokumente:
- Gesetzentwurf in der überarbeiteten Fassung v. 14.06.2024
- Stellungnahme von Jürgen Schupp, DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin) v. 02.06.2024
- Wortprotokoll der Anhörung im Sozialausschuss der Bürgerschaft v. 23.04.2024
Erster Anlauf 2020-2023
Ziel der Volksinitiative/des Volksbegehrens war die Verabschiedung – spätestens mit einer Volksabstimmung – eines Gesetzentwurfes für einen wissenschaftlich konzipierten und begleiteten Modellversuch des Bedingungslosen Grundeinkommens in Hamburg. Das Hamburger Netzwerk Grundeinkommen unterstützte das Vorhaben eines Modellversuchs und die Volksinitiative/das Volksbegehren als Teil ihrer Bildungsarbeit zur Idee des BGE. Am 12.07.2023 hat das Hamburgische Verfassungsgericht den vorgelegten Gesetzentwurf für das Volksbegehren für nicht zulässig erklärt.
Medienberichte zum Gerichtsurteil (Auswahl):
- NDR: Hamburg-Journal ; NDR 90,3
- Hamburg1: Nachrichten-Beitrag ; Interview-Ausschnitt
- Sat1 Regional
- ZEIT online
- Hamburger Morgenpost
- Hamburger Abendblatt: dpa-Meldung ; Redaktions-Beitrag
- taz Nord
- Radio Hamburg
Materialien und Quellen:
- Urteil des Hamburgischen Verfassungsgerichts vom 12.7.2023
- Fragen und Antworten zum Gerichtstermin am 28.4.2023
- Dauerhafte Webseite zur Mobilisierung
- Gesetzentwurf (vom 12.2.2020) ; geringfügig ergänzte Fassung (vom 2.11.2020)
- Fragen und Antworten zum Gesetzentwurf
- Wortprotokoll der Anhörung im Sozialausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft
- Übersicht zum parlamentarischen Ablauf in der Parlamentsdatenbank
Chronologie der Ereignisse (letzter Stand oben):
12. Juli 2023 – Verkündung des Urteils durch das Hamburgische Verfassungsgericht: Das Gericht urteilt, dass das Volksbegehren nicht durchzuführen ist. Die Gründe für die Nicht-Zulassung liegen in der geforderten Abstimmungswahrheit und -klarheit nach dem Demokratieprinzip. Der Gesetzentwurf sei zu widersprüchlich und lückenhaft. Grundsätzlich falle eine Modellversuch zum BGE jedoch in die Kompetenz des Landes Hamburg. Damit wäre ein neuer Anlauf mit einem überarbeiteten Gesetzentwurf möglich.
(Pressemitteilung, Leitsätze und Volltext zum Urteil des Hamburgischen Verfassungsgerichts)
28. April 2023 – Mündliche Verhandlung vor dem Hamburgischen Verfassungsgericht zur Beratung über die rechtlichen Zulässigkeit, ob das Volksbegehren durchzuführen ist.
(Fragen und Antworten zum Gerichtstermin)
Blick nach Berlin:
Im Land Berlin wurden für einen nahezu gleichlautenden Gesetzentwurf im Rahmen einer Volksinitiative (=Antrag auf Volksbegehren) ebenfalls ausreichend Unterschriften gesammelt und erfolgreich eingereicht. Im Unterschied zu Hamburg hat der Berliner Senat am 30. März 2021 das angestrebte Volksbegehren mit dem Gesetzentwurf für rechtlich zulässig erklärt: Pressemitteilung des Berliner Senats ; Parlamentsdrucksache mit ausführlicher Zulässigkeitsprüfung des Senats
Nach Anhörung und Debatte hat das Berliner Abgeordnetenhaus den Gesetzentwurf am 19.08.2021 abgelehnt. Die Unterschriftensammlung für das Berliner Volksbegehren hat vom 6.5. bis 5.9.2022 stattgefunden. Gesammelt wurden 125.000 Unterschriften, für ein erfolgreiches Volksbegehren wären 175.000 Unterschriften erforderlich gewesen.
24. Februar 2021 – Stellungnahme der Volksinitiative an das Hamburgische Verfassungsgericht zum Antrag des Senates
1. Dezember 2020 – Neu gefasster Antrag des Senates (Antrag v. 01.12.2020 mit Begründung, pdf, 4 MB), mit zusätzlichen Begründungen hinsichtlich der Datenerhebung unter Bezug auf den geringfügig ergänzten Gesetzentwurf vom 2. November 2020 (s. unten).
4. November 2020 – Das Hamburgische Verfassungsgericht übersendet den Antrag des Senates
(Antrag v. 29.10.2020 mit Begründung, pdf, 17 MB), das Volksbegehren nicht durchzuführen, und gibt Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 13. Januar 2021. Die Frist wurde auf Antrag bis zum 28. Februar 2021 verlängert.
Damit ruhen alle Fristen. Das für Anfang 2021 vorgesehene Volksbegehren ist damit um etliche Monate verschoben.
2. November 2020 – Einreichung eines geringfügig ergänzten Gesetzentwurfes, der den Umgang mit Daten stärker berücksichtigt.
3. September 2020 – Einreichung des Antrags auf Durchführung eines Volksbegehrens.
2. September 2020 – Das Plenum der Bürgerschaft nimmt die Volksinitiative zur Kenntnis.
14. August 2020 – Öffentliche Anhörung im Sozialausschuss der Bürgerschaft (s. Wortprotokoll). Der Ausschuss empfiehlt lediglich die Kenntnisnahme der Volksinitiative.
12. Juli 2020 – Kampagnen-Treffen und Mitgliederversammlung mit Neuwahl der Vertrauenspersonen. Es werden zahlreiche Ideen für die Kampagne zum Volksbegehren gesammelt.
31. März 2020 – Der Senat teilt nach Prüfung mit, dass die Volksinitiative mit über 10.000 gültigen Unterschriften zustande gekommen ist. Nun muss sich die Bürgerschaft mit dem Gesetzentwurf befassen.
(Mitteilung des Senats)
4. März 2020 – Nach nur 3 Wochen Sammlung wird die Volksinitiative mit 13.421 Unterschriften in der Senatskanzlei eingereicht.
(dazu erstellte Bürgerschafts-Drucksache, incl. Protokoll der Gründungsversammlung)
12. Februar 2020 – Anzeige des Beginns der Unterschriftensammlung
9. Februar 2020 – Gründungstreffen des Initiatorenkreises und des Vereins Expedition Grundeinkommen Hamburg mit Wahl der Vertrauenspersonen. Kampagnen-Kick-Off mit über 50 Aktiven.
bis Januar 2020 – die Kampagnengründerinnen Laura Brämswig und Joy Ponader bereiten zusammen mit ihrem Team und Partnern den Gesetzentwurf vor und sammeln mit digitalen Aktionen ca. 4.000 Hamburger Interessierte, um die Volksinitiative in Hamburg zu starten.