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Wunderkerze
Der Papst, Prantl, die Parteien und das Grundeinkommen

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt….“ Mit dem Advent wird in der Christenheit das Kirchenjahr eingeläutet und Advent heißt übersetzt: „Ankunft“. Es gilt die Ankunft eines brandaktuellen Buchs anzuzeigen, das am Ende in einen fast leidenschaftlichen Aufruf zum Grundeinkommen mündet: „Wage zu träumen!“ mit dem Untertitel „Mit Zuversicht aus der Krise“. Der Verfasser ist kein Geringerer als Franziskus, der 266. Papst der katholischen Kirche, der ein sehr lesenswertes Buch vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie geschrieben hat. Zwei Zeilen in Friedrich Hölderlins Gedicht Patmos hat ihn besonders angesprochen: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Auf ca. 180 Seiten entwickelt der Papst in drei Abschnitten: „Eine Zeit zum Sehen, Eine Zeit zum Wählen und Eine Zeit zum Handeln“ seine sehr kritische Sicht auf Wirtschaft und Gesellschaft in der Krise und fordert eine Neuausrichtung der Gesellschaft in der Post-Covid-Welt. „Wir müssen vor dem Hintergrund der Krise vom Virtuellen zum Realen kommen, vom Abstrakten zum Konkreten.“ Am Ende seines Buchs wird der Papst sehr konkret. Er plädiert vehement für ein universelles Grundeinkommen (Auf Englisch: UBI, Universal Basic Income): „eine bedingungslose Pauschalzahlung an alle Bürger, die über das Steuersystem verteilt werden könnte.“ Und „Durch die Bereitstellung eines universellen Grundeinkommens befreien und befähigen wir die Menschen, in würdiger Weise für die Gemeinschaft zu arbeiten.“

Doch damit nicht genug: eine weitere gewichtige Stimme, dieses Mal der deutschen Publizistik, bekennt sich nun zum Grundeinkommen. Der Starjournalist von der Süddeutschen Zeitung Heribert Prantl hat sich in seinem Newsletter „Prantls Blick – die politische Wochenvorschau“ vom 29.11.20 mit dem Buch des Papstes befasst. Insbesondere mit seinen Aussagen zum Grundeinkommen, und hat eine Rezension in Form eines langen Briefs geschrieben (> Hier zum Download).  Er selbst ist, was das Grundeinkommen betrifft, nicht ohne Skepsis, aber „im Lichte der Corona-Krise gewinne ich Sympathien für ein Grundeinkommen“ und kommt gegen Ende auf Ludwig Marcuse zu sprechen: „Das Traurige an unserer Zeit ist nicht, was sie nicht erreicht hat, sondern was sie nicht versucht.“ Die im deutschen Bundestag vertretenen politischen Parteien tun sich auch sehr schwer, es mit dem Grundeinkommen zu versuchen, und dann noch bedingungslos. Auch wenn sie nicht die wichtigsten Träger des Gedankens vom Grundeinkommen sind, das sind immer noch die Menschen, die sich mit ihren Sorgen und Problemen von der etablierten Politik allein gelassen erleben. Aber es sind doch die Parteien, die in einer repräsentativen Demokratie letztendlich über eine Weiterentwicklung unserer sozialen Sicherungssysteme in Richtung   Grundeinkommen, bedingungslos, entscheiden (müssen). Da lohnt sich ein Blick auf die innerparteiliche Stimmungslage der im Bundestag vertretenen Parteien zum Grundeinkommen.

 Am deutlichsten, kürzlich im August dieses Jahres, haben sich der Finanzminister und Kanzlerkandidat Olaf Scholz und der Minister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil von der Partei der Arbeit, der SPD, im Deutschlandfunk deutlich von einem Grundeinkommen distanziert. Bei den Bündnis-Grünen hat es die Parteibasis immerhin geschafft, der Parteiführung zumindest die Perspektive „Grundeinkommen“ ins Stammbuch, in das neue Grundsatzprogramm, zu schreiben. Am leichtesten dürften es – nunmehr mit dem Papst im Rücken – die Parteien mit dem C im Namen haben. Die CDU braucht doch nur einmal im Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung zu stöbern. Eine Kommission unter dem damaligen thüringischen Ministerpräsidenten Althaus hat 2007 unter dem Titel „Solidarisches Bürgergeld – Den Menschen trauen“ ein vollständiges Konzept für ein Grundeinkommen vorgelegt, das nur weiterentwickelt werden müsste.

 Aber auch eine kleine Partei, die FDP, die immer gern mitregiert hat, muss man nicht vergessen. Sie sollte sich an Karl-Hermann Flach (1929-1973) erinnern, Generalsekretär unter dem damaligen Vorsitzenden Walter Scheel, Wegbereiter für einen modernen Liberalismus und der sozialliberalen Koalition von 1969, der es schon damals auf einen sehr freiheitlich-liberalen Punkt gebracht hatte: „Wer heute nicht weiß, wovon er morgen leben wird, kann nicht wirklich frei sein“. Das heutige liberale Bürgergeld hat allerdings mit einem Grundeinkommen nicht mehr viel zu tun. Die Partei „Die Linke“ kann sich bisher kaum auf eine einheitliche Position zum Bedingungslosen Grundeinkommen verständigen. Vor allem die Gewerkschafter*innen in der Partei tun sich – wie auch innerhalb der SPD – schwer, die Deutungshoheit über die Arbeit ein Stück weit aufzugeben, die Bedeutung der unentgeltlich geleisteten Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeit und die vielfach geleistete Ehrenarbeit als Arbeit anzuerkennen. Alle in diesem Zusammenhang anfallenden Arbeitsstunden werden durchaus erfasst und vom Statistischen Bundesamt mit mehr als der Hälfte aller in Deutschland geleisteten Arbeitsstunden veranschlagt. In vielen Köpfen spukt immer noch eine aus dem Zusammenhang gerissene Stelle im Neuen Testament: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ (2. Brief des Paulus an die Thessalonicher, Abs. 3, Satz 10). Einmal davon abgesehen, dass die Religionswissenschaft die Echtheit dieses Briefs bestreitet, geht es doch nur darum, dass Paulus die Thessalonicher, die in Erwartung des Himmelreichs auf Erden die Hände in den Schoß gelegt hatten, ermahnt hat weiterzuarbeiten.  Papst Franziskus und Heribert Prantl haben vorgelegt, nun ist es auch an den Parteien, den Ball mit dem Namen Grundeinkommen aufzunehmen und ins Tor zu befördern.

Spielzeugköpfe
Das finnische Experiment mit einer Art “Grundeinkommen”

Für die Stiftung Grundeinkommen hat die Wirtschaftsjournalistin Lea Hampel ein Interview mit dem wissenschaftlichen Programmleiter des finnischen Experiments – Olavi E. Kangas – geführt.

“Es war eines der meist beachteten Experimente zum Grundeinkommen der vergangenen Jahrzehnte: Zwei Jahre lang erhielten in Finnland 2000 arbeitslose Menschen jeweils 560 Euro im Monat. Zuverdienste wurden, anders als sonst üblich, nicht von den Leistungen abgezogen. Nun wurden die finalen Ergebnisse des laut Forschungsgruppe „weltweit ersten gesetzlich vorgeschriebenen, landesweiten und randomisierten“ Grundeinkommen-Experiments vorgestellt. Demnach waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie zufriedener mit ihrem Leben und weniger gestresst als die Kontrollgruppe. Sie hatten außerdem eine positivere Sicht auf ihren eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse und ihre Perspektiven. Auch fanden sie zumindest während einer Phase des Experiments etwas leichter in Arbeit als die Kontrollgruppe, doch die Beschäftigungseffekte waren nur gering ausgeprägt.

Damit decken sich die finalen Ergebnisse weitgehend mit den ersten Einschätzungen von 2019, dass die Menschen während des Experiments glücklicher waren, aber durch die bedingungslosen Zahlungen weder leichter noch schwerer in Arbeit kamen. Programmleiter Olavi E. Kangas erklärt, wie die Studienergebnisse einzuordnen sind – und warum er sich für noch mehr Experimente ausspricht.”

Zum Weiterlesen des ganzen Artikels geht es hier entlang >>

Unterstützung
Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen durch die Coronakrise

Inzwischen gibt es aus verschiedenen Richtungen den Aufruf, die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens mit in die Waagschale der Unterstützungsmöglichkeiten in der Zeit der Corona-Krise zu werfen. Wir werden uns in Kürze dazu mit einer eigenen Einschätzung hier zu Wort melden.

Heute möchte ich aber bereits auf eine schon jetzt sehr erfolgreiche Petition hinweisen, die aktuell auf der Plattform change.org läuft.
Schaut sie euch an und macht möglichst alle mit!
(Bereits über 64.000 Unterschriften am 15.03., 22:24 Uhr)

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