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Nach der Illusion der Selbstversorgung – bekannte Grundsätze, neu betrachtet

Diese Hinleitung in die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens habe ich auf der Veranstaltung des Vereins Tribüne e.V. am 29.4.2015 als Impulsvortrag gehalten. Anschließend folgte eine Entgegnung von MdB Nina Scheer (SPD) und eine lebhafte Debatte mit ca. 15 Gästen unter der Moderation von MdL Martin Habersaat (SPD S-H).
 

Nach der Illusion der Selbstversorgung – bekannte Grundsätze, neu betrachtet

Impulsvortrag bei der Veranstaltung der Tribüne e.V. in Glinde am 29.4.2015

Worum es geht: Grundeinkommen, und zwar bedingungslos:

– als individueller Rechtsanspruch (also ohne Haushaltsprinzip);
– ohne finanzielle Bedürftigkeitsprüfung;
– ohne verbindliche Gegenleistung, z.B. durch Arbeit;
– und ausreichend hoch für Existenz und Teilhabe (Vorschläge dazu liegen meist zwischen 850 und 1100 EUR);

Zu Beginn habe ich zwei Botschaften mitgebracht:

Die erste Botschaft:

Das Grundeinkommen wird kommen (ich versuche mir daher den Konjunktiv abzugewöhnen) – jedoch: ich gebe keine Prognose, wann dies sein wird und was bis dahin noch passieren wird, noch, auf welche Weise es eingeführt wird.

Die zweite Botschaft:

Grundeinkommen ist prinzipiell finanzierbar, weil

– die Menge an verfügbaren Produkten und Dienstleistungen bei weitem ausreicht, alle, die hier leben, für ein würdiges Leben zu versorgen,

– und deshalb ohne zusätzliches Geld ein Teil der volkswirtschaftlichen Finanzströme, die diese hohe Produktivität repräsentieren, als Grundeinkommen an alle umgeleitet werden kann.

Konkret gerechnete Modelle gibt es etliche, mit Schwerpunkten auf unterschiedlichen Steuerarten oder Kombinationen davon. Je nach eigener ökonomischer Weltanschauung wird jede und jeder ein passendes Modell finden.

Anspruchsvoll ist nicht die prinzipielle Finanzierbarkeit, sondern der Übergang aus dem jetzigen System in ein System mit Bedingungslosem Grundeinkommen.

Aber, diese Hürden des Übergangs sind überwindbar, sobald der gesellschaftliche Wille dazu stark genug ist – aber auch nur dann!

Eine wesentliche Kraft für eine Wende in Richtung Bedingungsloses Grundeinkommen ist damit verknüpft, dass wir die derzeit noch dominante Illusion der Selbstversorgung überwinden lernen.

Wir sind der Selbstversorgung für unsere materiellen Grundbedürfnisse längst entwachsen und das tendenziell bis zu 100%. Stattdessen leben wir in einer umfassenden materiellen Fremdversorgung bei einer weitgehend fragmentierten Arbeitsteilung. Als Verrechnungs- und Tauschmittel in dieser Arbeitsteilung dient uns das Geld. Aber Geld selbst ist keine reale Versorgung und hat in diesem Sinne auch keinen materiellen Wert. Wird dies bewußt reflektiert, erscheinen einige bekannte Grundsätze und Begriffe unseres Sozial- und Wirtschaftssystems in neuem Licht.

Zunächst ist dies der Begriff der Bedürftigkeit:

In einer Selbstversorgungs-Wirtschaft erscheinen diejenigen als bedürftig, die sich nicht selbst versorgen können. Diese Sichtweise ist an ein vermeintliches Unvermögen oder Schicksal der Betroffenen gekoppelt, während es heute tatsächlich eine gesellschaftliche Entscheidung ist, bestimmte Menschen nach bestimmten Kriterien aus einer finanziellen Sicherheit auszuschließen.

Erkennen wir die bestehende Fremdversorgung an, ist Grund-Bedürftigkeit ein Grundmerkmal aller Menschen in der Wirtschaft. Erkennen wir gleichzeitig das Anrecht auf rechtliche Freiheit und Gleichheit für alle an, dann ist der Schritt zur freien und gleichen Ausstattung aller mit Geld für die Grundbedürfnisse in der arbeitsteiligen Fremdversorgungswirtschaft nur logisch.

Und weiter: Haben wir einmal die Grund-Bedürftigkeit so gestillt, dann wird ein unbefangener Blick möglich: auf die tatsächlichen Bedürftigkeiten, nach Bildung, Gesundheit, sozialer und politischer Teilhabe und nicht zuletzt nach Liebe.

Einerseits sind die in diesem Sinne Bedürftigen nicht nur von der zusätzlichen Last ihrer materiellen Grundbedürftigkeit befreit, auch diejenigen, die diesen Bedürftigen gute Angebote machen möchten, werden nicht mehr davon abgelenkt, zunächst ihre eigene Grundbedürftigkeit sichern zu müssen. So können sich Bedürftigkeit und Fürsorge auf einer sicheren Basis und auf Augenhöhe begegnen.

Dies führt uns zum nächsten Grundsatz: Eigenverantwortung und Subsidiarität

Mit der neu gedachten Bedürftigkeit erhält die Eigenverantwortung eine Aufwertung. Ist die Grund-Bedürftigkeit gestillt, wird die eigene Verantwortung jedes Einzelnen für die Gesellschaft viel sichtbarer. Niemand kann sich mehr dahinter verstecken, dass die Selbstversorgung der materiellen eigenen Bedürftigkeit Vorrang habe. Es besteht unmittelbar eine Handlungs-Vollmacht, gesellschaftliche Probleme selbst, ggf. in Gemeinschaft und in Zusammenarbeit mit sozialstaatlichen Einrichtungen anzupacken.

Je früher so Menschen und Gemeinschaften auf Missstände vor Ort reagieren können, um so weniger müssen übergeordnete Behörden in Anspruch genommen werden. Das ist gelebte Subsidiarität, für jeden leicht spürbar. Ist der Zwang überwunden, erst auf die eigene finanzielle Ausstattung achten zu müssen, schafft dies Spielräume für eine ehrliche Kommunikation über tatsächliche Bedürftigkeiten und die Verantwortung jedes Einzelnen.

Zugleich können wir eher zulassen, dass wir nicht mit der Verweigerung von Geld drohen müssen, um Leistungen zu erhalten.

Damit sind wir beim nächsten Grundsatz: Leistung und Gegenleistung

Derzeit, noch, haben wir häufig die Prämisse: Leistung nur für Gegenleistung, d.h. in Form einer meist

– vertraglich fixierten
– exakt bemessenen
– und sanktionsbehafteten
Gegenleistung.

Dabei kann eine erwartete Gegenleistung auch ganz anders sein:

– vertrauensbasiert,
– großzügig ungenau bemessen,
– und zeitlich unbestimmt,

so wie es die meisten selbstverständlich betrachten, wenn sie Freunden oder Nachbarn beim Umzug helfen (und so übrigens nebenbei einem Umzugsunternehmer eine Erwerbsgelegenheit nehmen) oder wenn sie z.B. in der Freiwilligen Feuerwehr ständig für unsere Sicherheit sorgen.

In diesem Sinne ist das Grundrecht auf Einkommen Ausdruck eines Vertrauens, das vielen von uns tagtäglich – häufig unbewusst – selbstverständlich ist, das aber in einer irrtümlich als Selbstversorgung interpretierten Fremdversorgung als ungerechtfertigt erscheint.

“Wieso soll jemand Geld erhalten, ohne dass eine Gegenleistung gesichert ist?” sagen viele – so oder ähnlich.

Aber wieso soll diese Frage eine größere Berechtigung haben als die umgekehrte, ggf. stille Haltung:

“Wieso soll ich mich für eine Gesellschaft engagieren, die meine materielle Sicherheit nicht garantieren möchte, obwohl sie alle Mittel dazu hat?”

Finden zu viele Menschen darauf keine Antwort, untergräbt dies die Bereitschaft zur Teilhabe und damit unser Gemeinwesen.

Betrachten wir daher abschließend zwei weitere Grundsätze:
Soziale Teilhabe und Gute Arbeit

In der Selbstversorgungs-Logik muss Gute Arbeit gut oder zumindest ausreichend bezahlt sein, um sich aus ihr finanziell versorgen zu können. Alle anderen Merkmale für Gute Arbeit müssen dann dahinter zurücktreten, wenn man keine andere finanzielle Sicherheit hat.

Erkennen wir die Fremdversorgung an, können wir zulassen, dass eine erzielte materielle Wertschöpfung durch unbezahlte Fürsorge- und Gemeinwesenarbeit erst ermöglicht wird. Diese, häufig im Hintergrund stehende Arbeit, muss bereits jetzt über den Preis der Erwerbsarbeit bzw. der Produkte mitfinanziert werden.

Der besondere Wert dieser unbezahlten Arbeit besteht jedoch gerade in ihrer nicht-finanziellen Ausrichtung. Kein Bedürftiger möchte das Objekt einer betriebswirtschaftlichen Effizienzrechnung sein. Um diesen Spielraum zu ermöglichen, muss die finanzielle Sicherheit unabhängig von der Fürsorge gewährt werden. Der unbürokratischste und demokratisch angemessene Weg dafür ist eine pauschale, freie und gleiche Ausschüttung an alle.

Aber entwertet dies nicht die Erwerbsarbeit?

Keineswegs, sondern im Gegenteil: Es befreit sie von einer krampfhaften Überhöhung, die sie letzendlich selbst diskreditiert.

So wie die Gleichberechtigung keine Entwertung von Männern, und gleichberechtigte Straßennutzung für Radfahrer keine Entwertung von Autofahrern bedeutet, so ist auch eine erwerbsunabhängige finanzielle Sicherheit keine Entwertung der Erwerbsarbeit. Vielmehr können dann alle Erwerbstätigen, als Individuen und in organisierter Form, ihre Erwerbsarbeit selbst aufwerten, ohne jederzeit auf die – natürlich weiterhin notwendigen – Gesetze und Behörden angewiesen zu sein. Sie können ihr Recht auf Vertragsfreiheit voll ausschöpfen, weil sie nicht jedem Vertrag aus finanziellen Gründen zustimmen müssen.

Der unbedingte Vorrang der Erwerbsarbeit macht nur Sinn in der Illusion der Selbstversorgung. Haben wir diese gedanklich und praktisch überwunden, können wir Erwerbsarbeit mit den anderen gesellschaftlich gleichermaßen notwendigen Tätigkeiten gleichstellen und frei kombinieren, ohne an sozialer Teilhabe zu verlieren. Im Gegenteil, wird die Vielfalt der Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit endlich als gleichberechtigt anerkannt und daher auch finanziell ermöglicht, wird auch die soziale Teilhabe vielfältiger.

Und jetzt? Warum gibt es dann noch kein Grundeinkommen?

Das Grundeinkommen läuft in Form einer politischen Forderung an die etablierte Politik immer noch weitgehend ins Leere. Solange die Vorstellung der Selbstversorgung das Alltagsbewußtsein der Mehrheit bestimmt, z.B. durch Sprüche wie

“Du musst auf eigenen Füßen stehen” oder

“Mit einem Job bin ich endlich unabhängig” oder

“Nur wer sich nicht selbst versorgen kann, hat Anspruch auf staatliche Hilfe” oder auch

“Als Gründerin eines Geschäfts habe ich mir meine eigene Existenz aufgebaut”

so lange wird keine etablierte Partei und kein etablierter Politiker eine Wende hin zum Grundeinkommen als Priorität ansehen, selbst wenn sie der Idee gegenüber aufgeschlossen sein sollten.

Wir als kleine Bürgerinitativen, deutschland- und inzwischen europaweit aktiv, tragen in kleinen Schritten dazu bei, dass sich eine andere Erkenntnis ganz allmählich verbreiten kann.

Wenn sie eines fernen oder frühen Tages, durch welche Ereignisse und Entwicklungen auch immer, zu einer allgemeinen öffentlichen Erkenntnis wird, erst dann wird es wirklich spannend werden darüber zu streiten, auf welchen Wegen genau ein Grundrecht auf Einkommen eingeführt und finanziert werden sollte.

Diese Weiterentwicklung des brüchig gewordenen, in wesentlichen Teilen paternalistischen Sozialstaates, zu einem emanzipatorischen, sozialen Staat, baut auf der bereits jetzt gelebten Bereitschaft der großen Mehrheit auf, das Gemeinwesen zu tragen. Es ist das zu geringe Vertrauen in diese Bereitschaft, die uns hemmt, unser Potenzial zu einer Kooperation ohne materielle Existenzangst voll auszuschöpfen.

In diesem Sinne ist die Einführung des Bedingunglosen Grundeinkommens keine Maßnahme, die der Gesellschaft von oben verabreicht wird, sondern ein Reifungsprozess, in dem sich die Gesellschaft – und damit alle einzelnen Menschen auch für sich persönlich – auf eine andere ökonomische Logik vorbereiten und in ihre Realisierung hineinwachsen.

Vielen Dank!

Wachsendes Geld
Einkommen ohne Bedingung

Autor: Thorsten Schoop

Warum das bedingungslose Grundeinkommen vielversprechend ist.

Der Schweizer Think-Tank avenir suisse hat sich in Person von Lukas Rühli zum Grundeinkommen geäußert. Zu einigen Punkten soll hier Stellung genommen werden.

Automatisierung

Der Autor sagt, der technologische Fortschritt vernichtet keine Arbeitsplätze. Die Geschichte hat schon zur Genüge widerlegt, dass das Produktivitätswachstum keinerlei Einfluss auf die Arbeitslosigkeit hat. Bisher hat der technologische Fortschritt nie zu erhöhter Arbeitslosigkeit geführt, sondern zu mehr Wohlstand durch steigende Reallöhne und Güternachfrage.

Festzustellen ist jedoch, dass die technologische Entwicklung exponentiell erfolgt und zu Ergebnissen führt, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat. Maschinen und Roboter ersetzen nicht nur die menschliche Muskelkraft sondern zunehmend auch das Denken. Humanoide Roboter haben einen Körper, der dem des menschlichen Vorbildes nachempfunden ist. Diese Roboter sind selbstlernend und entwickeln sich schnell weiter. Ein Blick in die Labore des Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme, Sankt Augustin oder Institute of Robotiks, ETH Zürich oder Department of Human Science, Universität Osnabrück oder KUKA Roboter GmbH, um nur einige wenige zu nennen, belegen dieses. Alleine Google mit seiner enormen Kapitalkraft und innovativem Potenzial hat die Firmen Bosten Dynamics, Industrial Perception, Meka Redwood Robotics, Bot & Dolly und noch einige andere innerhalb der letzten neun Monate gekauft. Facebook, Apple und Amazon waren in der Firmenakquisition in diesen Branchen ebenfalls schon aktiv. Und es gibt viele weitere Entwicklungen. Das selbstfahrende Auto, wird die Fahrer in der Logistik, Kurierbereich und Taxis ersetzen. Unter dem Begriff Industrie 4.0 wird das Internet der Dinge weiter wachsen. Werkstücke bestimmen ihren eigenen Produktionsprozess. Auf die zukünftigen Möglichkeiten von 3D-Druckern oder des Werkstoffes Graphen (allein die EU investiert hier in die Forschungsinitiative „The Graphene Flagship“ über eine Milliarde Euro) soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Die Wirtschaftswissenschaftler Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder auch Carl Benedikt Frey und Michael Osborne von der Oxford University bestätigen in ihren Forschungsergebnissen, dass der technische Fortschritt unter dem Strich viele Erwerbsarbeitsplätze kosten werden.

Das diese Entwicklungen mit dem Hinweis auf die Geschichte aus Sicht der avenir Suisse „keinerlei Einfluss auf die strukturelle Arbeitslosigkeit“ haben wird, ist nur damit zu erklären, dass sie sich damit nicht beschäftigt haben. In dem avenir Standpunkte 5 Papier ist hierzu nichts beschrieben.

Lohnquote

Die Lohnquote hilft in der Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen nicht wesentlich weiter. Dafür sind diese Daten zu wenig aussagekräftig. Eine steigende Lohnquote könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass eine Verschiebung zu den Empfängern mit höherem Lohn stattgefunden hat. Gerade ein hohes Bildungs- und Qualifizierungsniveau (wie z.B. in der Schweiz) ist ein Beleg dafür. Eine hohe Lohnquote kann auch von wenigen Lohnempfängern mit äußerst hohem Lohn (Investmentbanker, Vorständler u.a.) erreicht werden. Es gibt viele Quellen, die diese Entwicklung belegen, als Beispiel sei hier nur auf den OECD Report Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft verwiesen.

Eigenverantwortung

Der Autor meint mit Eigenverantwortung, die Fähigkeit zu haben, seinen Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften. Unser derzeitiges Prinzip in der Erwerbstätigkeit ist es, eine Leistung zu erbringen und dafür eine Gegenleistung (Lohn) zu erhalten. Dabei spielt für den Erwerbstätigen eine große Rolle, herauszufinden, wo es diese Gegenleistung gibt und in wie fern seine Leistung hierzu passt. Dieses ist ein Teil seiner Eigenverantwortung, er muss also dafür sorgen, dass seine Leistung auf eine Gegenleistung trifft. Falls das nicht möglich ist, muss er seine Qualifikation entsprechend verändern. Die persönlichen Talente und Interessen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Falls er Lehrer ist, jedoch keine gesucht werden, muss er eben Buchhalter werden. Die menschliche Arbeitskraft muss sich den Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen. Auf diese Weise entstehen hohe Krankenstände, unmotivierte Arbeitnehmer und fehlerhafte Arbeitsergebnisse. Der volkswirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden.

Sollte es zukünftig ein bedingungsloses Einkommen geben, werden insbesondere in den unteren Lohngruppen, viele Arbeitnehmer nicht mehr arbeiten wollen – zu den bisherigen Bedingungen. Der Unternehmer müsste in diesem Fall den Lohn erhöhen oder rationalisieren. Hierbei hilft ihm der technische Fortschritt. Es gibt aber auch Kassiererinnen oder Reinigungskräfte, die diesen Job gerne machen und glücklich sind. Diese Arbeitnehmer werden auch dann arbeiten wenn es ein Grundeinkommen gibt. Der Arbeitgeber hat dann die Gewissheit, dass er einen Arbeitnehmer hat, der motiviert ist und seinen Job nicht nur wegen des Geldes macht. Sollte es dennoch eines Tages notwendig sein auch diesen Arbeitsplatz zu automatisieren, wird der ehemalige Arbeitnehmer nicht in Existenzängste gestürzt.

Grundeinkommen Finanzierung

Die Finanzierung des BGE ist über die Konsumsteuer (Mehrwertsteuer) möglich ohne dass sich die Endverbraucherpreise ändern. Somit sind keinerlei Nachteile für sozialschwache Gruppen zu befürchten. Auch eine erhöhte Schwarzarbeit wird es aufgrund des hohen Unterschiedes zwischen Netto- und Bruttopreisen nicht geben. Vielmehr wird das Grundeinkommen die Flexibilität und die Innovationskraft der Unternehmen steigern. Inländische Unternehmen erhalten durch das konsumsteuerfinanzierte Grundeinkommen sogar einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. In dem Artikel Technischer Fortschritt führt zu bedingungslosen Ggrundeinkommen – finanziert durch Mehrwertsteuer ist Näheres beschrieben. In diesem Zusammenhang ist auch das Video Grundeinkommen – ein Kulturimpuls zu erwähnenswert.

Mit der Finanzierung hat sich der Autor nicht ausführlich auseinander gesetzt. Ansonsten sind Aussagen wie „Ob ihm (das Individuum) nun die Steuer vom Einkommen abgezogen oder beim Kauf eine Gutes auf den Preis aufgeschlagen wird, spielt in dieser Abwägung keine Rolle“, nicht erklärbar. Die Vergleiche zur negativen Einkommenssteuer von Milton Friedmann helfen nicht weiter.

Anreize

Bedenklich ist das Menschenbild des avenir suisse Autors. Es geht davon aus, dass ein heranwachsender Mensch nur unter dem „Druck, Geld zu verdienen“, motiviert ist. Der Autor meint sogar, wer dieses bezweifelt ist „naiv“. Sollte ein derartiger Druck fehlen, werden sich die heranwachsenden langfristig selber entmündigen. Diese Aussage ist selbstentlarvend und bedarf im Grunde keiner weiteren Äußerung. Da dieses jedoch ein Kernthema der Diskussion ist, soll dennoch etwas näher darauf eingegangen werden.

In der Persönlichkeitspsychologie werden fünf Hauptelemente beschrieben, die die Persönlichkeit eines Menschen ausmachen. Der Neurotizismus (Neurosen), die Intro- und Extroversion, die Offenheit für Erfahrungen (Neugier), die Verträglichkeit (Umgang mit anderen Menschen) und die Gewissenhaftigkeit. Diese Merkmale sind mehr oder weniger in die eine oder andere Richtung zu ca. 50 % angeboren. Die anderen 50% werden durch Umweltfaktoren bestimmt, also Erziehung, Bildung u.a.

Entsprechend dieser Persönlichkeitsmerkmale sollte jeder Mensch die Möglichkeit haben seine individuellen Talente, Hobbies und Interessen zu entdecken und weiter zu entwickeln. Diese Entwicklung muss auf den einzelnen Menschen ausgerichtet sein und keinesfalls auf äußerliche Faktoren (du musst Anwalt werden, Opa und ich waren es auch). Es liegt auf der Hand, dass die Ausübung oder das vorhanden sein von äußerlichem Druck (auch späterer monetärer Druck), diese Entwicklung nicht fördert sondern eher hemmt.

Unsere Gesellschaft und das Bildungssystem sollten diesen langjährigen Entwicklungsprozess unterstützen. Dann entwickeln sich die Menschen zu einzigartigen Individuen, die mit Hingabe und Lust freiwillig einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft erbringen – ohne monetären Zwang. Und wer wirklich gut ist, der bekommt für seine Fähigkeiten und Leistungen auch mehr Geld.

Fazit

Sollte die Schweiz das erste Land sein, das ein konsumsteuerfinanziertes bedingungsloses Grundeinkommen einführt, wird es die inländischen Unternehmen stärken, einen volkswirtschaftlichen Aufschwung erhalten und sich gesellschaftlich weiterentwickeln. Habgier und Egoismus verlieren zugunsten von Toleranz und Ausgeglichenheit. Da es, wie avenir suisse richtig sagt, ein neuer Gesellschaftsentwurf ist, braucht es etwas Mut, um diesen auch tatsächlich umzusetzen. Andere Länder werden sich daran orientieren.

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